Es war vor mehr als 150 Jahren...
... an den Ufern des Flusses Ill in einem kleinen Dorf namens Illhaeusern, was in Elsässisch „die Häuser entlang der Ill“ bedeutet, dass die Familie Haeberlin parallel zu ihrer landwirtschaftlichen Tätigkeit eine kleine Auberge inmitten dieser Umgebung eröffnete.
Bald genoss man dort Matelote, gebratenen Fisch, Chantilly-Meringue und Obstkuchen. Diese Auberge namens Arbre Vert war im Vergleich zur nachfolgenden Auberge de l‘Ill sehr bescheiden. Die Gerichte jedoch waren bereits köstlich. An den Öfen sieht man meine Urgroßmutter Haeberlin. Sie vererbte ihre Schürze meiner Großtante Henriette, die uns bis an ihr Lebensende die Liebe zur Genauigkeit und sorgfältigen Arbeit vererbte. Henriette wurde von ihrer Schwägerin Marthe Haeberlin unterstützt, die eine Expertin für Desserts und Backwerk war.
Wenn Jagdzeit war, bereicherte man die Speisekarte um Hasen und anderes Wild, das von den Wildhütern der Umgebung erlegt worden war.
Die Gäste kamen aus Colmar, aus Sélestat und sogar Saint Dié und Straßburg, um diese regionalen, einfachen und geschmackvollen Speisen zu genießen. Die sonntäglichen Gäste, vor allem die Prominenz, waren treue Besucher, so zum Beispiel Herr Peugeot, der regelmäßig kam, um Wild zu essen. Auch wenn sich die Frauen damals um die Küche kümmerten, sorgte mein Großvater Fritz sich um den Hof und das Vieh. In dieser wunderbaren Umgebung wuchsen Paul und Jean-Pierre, die beiden Söhne der Familie auf.
Mit 14 Jahren absolvierte mein Vater Paul seine Lehre im Hotel de la Pépinière in Ribeauville bei Edouard Weber, der einst Koch am Zarenhof in Sankt Petersburg, am Hof des Königs von Griechenland und in den großen bürgerlichen Häusern, so zum Beispiel bei der Familie Rothschild war.
Mein Vater war ein wenig der geistige Sohn von Herrn Weber, der in ihm alle Talente eines großartigen Kochs entdeckte und diese zum Erblühen brachte.
Nach Ribeauvillé ging arbeitete mein Vater in Paris in zwei großen Häusern, der Rôtisserie Périgourdine bei den Brüdern Rouzier und bei Pocardi. Dort wurde er von strengen und ernsthaften Köchen ausgebildet und geformt. Während dieser Zeit studierte sein Bruder Jean-Pierre zusammen mit Roger Muhl an der Kunstakademie von Straßburg. Kochen interessierte ihn eher weniger, er war der Gärtnerei und der Malerei zugeneigt: zwei künstlerische Bereiche, die von einem ländlichen Umfeld, in dem nur die körperliche Arbeit etwas galt, eher schlecht angesehen waren.